Geht das nicht schneller?

2 Jahre MINDESTENS Unterricht bei einer/m zertifizierten Iyengar- Yoga- Lehrer*in, danach 3 Jahre Ausbildung mit mindestens 1000 Stunden Unterricht in Asana, Pranayama, Anatomie, Philosophie, Hospitation, supervisiertes Unterrichten, Feedback von zertifizierten Lehrern. Abschlussprüfung in Demonstration der Asanas, Unterrichten von Asanas und Pranayama. Danach erst darf man sich Iyengar-Yoga-Lehrer nennen.

Es gibt Abkürzungen, kürzere Ausbildungen, Ausbildungen, die sich “Iyengar” auf die Fahne schreiben, aber Teilnehmer aufnehmen, die noch nie Unterricht im Iyengar-Yoga hatten. Mit diesen Abkürzungen kommt man, das muss ich leider so deutlich sagen, nicht da an, wo ein zertifizierter Lehrer ist!

ES BRAUCHT DIE ZEIT! Um mit dem eigenen Körper an seine Grenzen zu stoßen, diese zu verstehen und zu verschieben, aber vor allem - um zu verstehen, worum es überhaupt geht in den Asanas, mit den Hilfsmitteln, mit der Philosophie.

Darstellung des Dunnning- Kruger- Effekts als Kurve mit Mount Stupid und Tal der Verzweiflung

Ich erinnere mich genau daran, wie ich nach einem Jahr in der Ausbildung ins “Tal der Verzweiflung” (s. Grafik) fiel. An einem Wochenende brach mein gesamtes “Ich weiß, wie das geht” in sich zusammen. Ich fragte damals meine Ausbilderlehrerin, Rita Keller, ob sie das kenne, dieses Gefühl von “Ich glaube, ich weiß eigentlich gar nichts”. Ihre Antwort: “Wenn ich das nicht kennen würde, wäre ich eine schlechte Yogalehrerin.”

Wenn ich vorher meine Prüfung gemacht hätte, wäre ich an so vielen Stellen in die falsche Richtung gelaufen. Natürlich ist diese Dunning-Kruger-Grafik viel zu einfach - der “Mount Stupid” muss wieder und wieder bezwungen werden. Aber dieser Schlüsselmoment hat mir gezeigt, dass ich immer wieder neu prüfen muss, was ich zu wissen meine.

Und niemand bringt mir da mehr bei als meine Teilnehmer*innen auf der Matte. So lange ich hinschaue, beobachte und hinterfrage, sehe ich sofort, ob meine Ansagen verständlich sind, ob ich etwas anders formulieren, zeigen, oder mit einer anderen Methode unterrichten muss. Deswegen mag ich keine Yogastile, bei denen die Ansagen fest vorgegeben sind (ja, die gibt es…). Ich habe zu oft gesehen, dass ich bei 8 von 10 Teilnehmenden das gewünschte Ergebnis erziele, aber Person 9 und 10 brauchen das Gegenteil - andere Reihenfolge, andere Ansage, anderen Fokus… Und wenn die beiden von mir nur “Standard” bekommen, gehen sie nach Hause mit “Yoga ist nichts für mich”. Den Blick dafür zu entwickeln, das hat Jahre gebraucht, mit dem Feedback und Vertrauen der (mehr oder weniger fiktiven) Personen 9 und 10. Die Alternativen zu finden, die vom Standard abweichenden Ideen, braucht ebenfalls Jahre. Tausende Stunden Unterrichtserfahrung. Beides NACH der Ausbildung! Und die Ausbildung hat einen ganz klaren Standard gesetzt, den es braucht, um von ihm bewusst und durchdacht abweichen zu können.

Dafür gibt es keine Abkürzung.



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Ich muss gar nichts.